Stellungnahme zum Projekt "Badeweiher" in Bonstetten
Der Gemeinderat Bonstetten möchte den Lochenweiher oberhalb des Dorfes zu einem Badeweiher umbauen und hat eine Umfrage dazu gestartet. Der Verein Naturnetz Unteramt (VNU) mit seinen 250 Mitgliedern anerkennt die Bemühungen der Gemeinde für ein Projekt zugunsten der Bevölkerung und teils der Natur. Dennoch kritisiert der VNU, dass im Projektbeschrieb wesentliche Informationen fehlen, die er hier nachreicht. Nur wenn die Bevölkerung diese kennt, kann sie sich ein richtiges Bild vom Projekt machen.
- Naturschutz: Der Lochenweiher ist im Inventar der Natur- und Landschaftsschutzobjekte aufgeführt. Die logische Folge dessen wäre, dass die Gemeinde für den Weiher eine Schutzverfügung erlassen würde. Bei den kommunalen Naturschutzobjekten handelt es sich um die letzten Oasen für die Natur im ansonsten stark vom Menschen dominierten Umland. In Bonstetten hat es nur sehr wenige solche kommunalen Naturobjekte. Es gilt, sie zu bewahren und auszuweiten, da alle Ebenen von national bis kommunal an der Ökologischen Infrastruktur mitarbeiten müssen, um das Artensterben zu bremsen. Infolgedessen würde sich der VNU wünschen, dass der Weiher unter Schutz gestellt und renaturiert würde, um seltenen Arten einen Lebensraum bzw. Trittstein zu bieten. Eine Badi widerspricht dem (siehe unten) und würde eine Unterschutzstellung zukünftig verhindern.
- Unbekannte Naturwerte: Bevor ein solches Projekt mit grossen Auswirkungen auf die Natur umgesetzt wird, braucht es zwingend eine Inventarisierung der vorhandenen Tier- und Pflanzenarten und eine Bewertung der möglichen Auswirkungen. In der Projektvorstellung auf der Website ist von einem Inventar jedoch nicht die Rede und dieses ist wohl auch nicht budgetiert.
- Störungen: Es ist löblich, dass ein Teil des Gebiets der Natur vorenthalten bleiben würde. Auch das Roden einiger Bäume zugunsten der Sonneneinstrahlung ist als Massnahme des Amphibienschutzes zu befürworten. Doch der VNU hat höchste Zweifel daran, dass sich die Erholungssuchenden nur im Bereich des Bassins und der Liegewiese aufhalten würden. Während das Gebiet jetzt von niemandem begangen wird, käme es bei einer Badi rund um den Teich und im Wasser zu regelmässigen grossen Störungen zum Beispiel für die brütenden Vögel, für die nahrungssuchenden Enten und für die Amphibien.
- Einladung für Jugendtreffpunkt: Der VNU ist überzeugt, dass die Badewiese nicht nur von SchwimmerInnen und Familien besucht werden würde, sondern auch von Jugendlichen aus der Umgebung, so auch abends und nachts. Die Folge könnten liegen gelassener Abfall und Randale sein, ebenfalls hohe Lärmemissionen (Musik), was vor allem für die Brutvögel ein grosses Problem wäre. Der VNU ist sich bewusst, dass Jugendliche Freiräume brauchen, aber bitte nicht in den letzten Naturschutzobjekten der Gemeinde.
- Sanierung des Weihers: Im Bericht zum Projekt steht, dass der Weiher zugunsten der Wasserqualität saniert werden müsste. Der VNU möchte wissen, was genau darunter zu verstehen ist. Ebenso ist unklar, was diese Sanierung für die Natur bedeuten würde. Solange dies nicht klar ist, kann der VNU dem nicht zustimmen. Auch die Bevölkerung ist hiezu aufzuklären.
- Wasserqualität: Der Bericht zum Projekt sagt nichts über die Wasserqualität. Wie soll erreicht werden, dass das Wasser eine ausreichend Qualität für die Badenden ausweist? Erfahrungen mit der Bio-Badi in Maschwanden zeigen, dass sich Bakterien und andere Organismen ansiedeln können. Wie kann das verhindert werden? Zudem ist unklar, inwiefern sich die Zufuhr von Sonnencrème und Abfall auf die Natur auswirken würde.
Neben diesen Punkten ist der VNU davon überzeugt, dass der Standort auch sonst nicht ideal ist. Einerseits ist die Lage oberhalb des Dorfes ungeeignet für ein Erreichen zu Fuss/per Velo, andererseits gibt es keine Parkplätze während den Öffnungszeiten des Gartencenters. Es ist zudem gut möglich, dass der Weiher an warmen Tagen überrannt wird und die Infrastruktur dann unzureichend ist.
Der VNU schlägt daher vor, der Bevölkerung ein Projekt für eine kleine Badi an einem anderen Ort vorzulegen. Dass ein solches Projekt ohne grosse Belastung der Gemeindefinanzen möglich ist, beweist z. B. die Badi in Mettmenstetten. Dass eine Bademöglichkeit nicht ohne Investitionen zu haben ist, ist klar.
23.10.2024